Gewöhnlich nehmen sich viele Menschen etwas für das neue Jahr vor. Ungünstige Gewohnheiten oder Pfunde abzulegen, endlich für mehr Bewegung und Freiräume zu sorgen oder etwas Außergewöhnliches in den Alltag zu integrieren.
Wie wäre es in diesem Fall mit Eisbaden?
Das Eisbaden hat eine sehr lange Tradition. Teils aus religiösen Gründen praktiziert, im 18. Jahrhundert durch die Naturheilkunde als „Abhärtung“ bekannt und später durch die Anwendungen von Sebastian Kneipp beliebt, rückt es seit einigen Jahren wieder stärker in das Bewusstsein vieler Menschen.
Warum soll Eisbaden gesund sein?
Zunächst ist der Kältereiz für den Körper Stress, denn die großen Temperaturunterschiede stellen eine akut bedrohliche Situation dar. Das dadurch aktivierte Stresshormon Adrenalin führt dazu, dass sich periphere Blutgefäße verengen, um lebenswichtige Organe im Körperstamm durchblutet und warm zu halten. Gleichzeitig steigen Blutdruck, Herz- und Atmefrequenz an – der natürliche Fluchtreflex kann nicht geleugnet werden – ich schreibe aus Erfahrung.
Aber nach dem Eisbad setzen – hervorgerufen durch die ebenfalls aktivierten Glückshormone Serotonin und Dopamin – ein großes Entspannungsgefühl und Wohlbefinden ein.
Durch regelmäßiges Eisbaden werden das eigene Stressempfinden und die Willenskraft trainiert, was zu einer deutlich reduzierten Stressanfälligkeit im (Berufs-) Alltag führen kann.
Zudem zeigt die Forschung, dass Eisbaden das Immunsystem auf besondere Weise anregt. Unter Anderem erhöht sich die Anzahl der natürlichen Killerzellen*, was dazu führt, dass sich Infektanfälligkeiten minimieren.
Da nach dem Eisbad vermehrt Energie für die sogenannte Thermogenese (Temperaturregulation) benötigt wird, kommt es zu einer Aktivierung des “braunen” Fettgewebes, das an diesem Prozess beteiligt ist. Bei diesem Stoffwechselvorgang werden in o. g. Fettgewebe vermehrt Kalorien verbrannt, um Wärme zu erzeugen, was als Nebeneffekt zu einer Gewichtsreduktion führen kann.
Auch Sportler nutzen die physiologischen Effekte des Eisbadens, um die Muskelregeneration zu beschleunigen.
Dennoch sollte die aktuelle körperliche Verfassung bei der Vorbereitung bedacht und ggf. ärztlich abgeklärt werden, wenn bspw.:
- Bewegungseinschränkungen,
- Vorerkrankungen,
- Infekte oder eine
- Schwangerschaft vorliegen.
Außerdem ist empfehlenswert:
- sich mental darauf einzustellen,
- sich vorher gut zu erwärmen (locker laufen, warm anziehen),
- Kopf, Hände, Füße eventuell zu schützen (Mütze, Neoprenhandschuhe/ Neoprenschuhe; Hände und Füße sind oft sehr schnell kalt),
- zu Beginn nicht alleine ins Wasser zu gehen,
- mit wenigen Sekunden bis zu einer Minute zu beginnen,
- im Wasser weiter ruhig zu atmen (die Atemtechnik ist wesentlich, um sich zu beruhigen),
- die Dauer der Sitzungen allmählich zu steigern – je nach Wassertemperatur mit ein oder zwei Minuten beginnen,
- sich Gleichgesinnten anzuschließen,
- vorher keinen Alkohol zu sich genommen zu haben.
Danach sollten Sie sich warm anziehen und noch 10-15 Minuten mit der vielleicht ersehnten, warmen Dusche warten. Das erhöht die erwünschten positiven Effekte des Eisbadens und mindert den Stress für den Körper.
Auf jeden Fall ist Eisbaden eine coole Angelegenheit! Wer nicht gleich so “drastisch” vorgehen, aber dennoch die positive Wirkung der Kälte nutzen möchte, dem sei auch kaltes Duschen empfohlen.
Viel Freude beim Ausprobieren!
* „Natürliche Killerzellen sind Lymphozyten, die zur angeborenen Immunabwehr gehören und virusinfizierte Zellen und Tumorzellen direkt töten.“ (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung)
Quellen und Empfehlungen
Rampp, T. (2019). Wie Wasser heilt. Knaur MensSana HC.
Demori, I. et al. (2021). Effects of winter sea bathing on psychoneuroendocrinoimmunological parameters. In EXPLORE: Volume 17, Issue 2, March–April 2021, Pages 122-126 Verfügbar unter https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1550830720300859?via%3Dihub
Arctic Tub (2024). 5 wissenschaftlich bewiesene Vorteile des Eisbadens für Körper und Geist Verfügbar unter https://arctic-tub.de/en/blogs/wissenszentrum/5-wissenschaftlich-bewiesene-vorteile-des-eisbadens
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) (2025). Natürliche Killerzellen. Verfügbar unter https://www.dzif.de/de/glossar/natuerliche-killerzellen